Rezension: Neophyte - 13 Jaar Terreur (DVD)

Der Titel dieser 110-minütigen DVD sagt bereits einiges aus: zunächst einmal, dass wir Einblick in 13 Jahre Neophyte bekommen, vor allem viel privates Videomaterial der Band, aber natürlich auch die Höhepunkte vieler ihrer Live-Auftritte. "Terreur" ist hierbei vielleicht etwas übertrieben, zumal zwar das ein oder andere Hotelzimmer oder auch ein Radiosender unter den Folgen des nicht geringen Alkoholkonsums der Jungs zu leiden haben, zum großen Teil aber eben viel herumgealbert wird. Und hier kommt der letzte Punkt, den die Überschrift uns verrät, ins Spiel: es wird - Überraschung! - niederländisch gesprochen. Was bedeutet, dass man so gut wie nichts versteht, selbst wenn man - wie ich - von sich behauptet, des Niederländischen zumindest teilweise mächtig zu sein. Untertitel gibt es auch keine, nur hin und wieder ist eine Laufschrift eingeblendet, mittels derer Danny einige Szenen kommentiert. Da aber wie gesagt eben viel gealbert wird, erübrigt sich das mit dem Verstehen sowieso, zudem sprechen die Bilder in der Regel für sich. Eine Szene jedoch hätte ich gerne besser verstanden: Danny überrascht Jeroen mit einem kurzen Besuch in Jeroens Studio in Dordrecht, woraufhin dieser uns durch das Studio führt und viele Sachen erklärt. Hier ist übrigens schön der Unterschied zwischen 1994 und 2004 zu sehen: man muss ich nur mal das "Studio" angucken, dass Neophyte vor zehn Jahren noch hatten. Nicht nur die Örtlichkeit hat sich da geändert!

Neophyte sind und waren umstritten, nicht jeder mag sie. Neophyte sind und waren aber auch immer einer der populärsten Acts der Hardcore-Szene, und so fügt es sich gut zusammen, dass die DVD nicht nur die Geschichte Neophytes, sondern teils indirekt auch die Geschichte der gesamten Szene darstellt - von den Rave-Anfängen über die Happy-Hardcore-Phase, sowie den Hoch- und Tiefpunkt und schließlich wieder die Genesung der Gabberszene, sowohl in Holland als auch im Rest Europas.
Einige Highlights der DVD befinden sich bei den obligatorischen "Extras": Hier gibt es unter anderem Videoaufnahmen des privaten "tien jaar Neopyhte feessie", wo wir erleben dürfen, dass DJ Panic und The Darkraver auch echte B-Boys sind! Obendrauf enthält die DVD drei Videoclips zu den Tracks "Always Hardcore", "Hardcore To Da Bone" und "Alles kapot". Die ersten beiden sind total trashig, bei "Always Hardcore" zertümmert Jarno ein Auto mit einem Bagger, das ganze halt auf lustig gemacht, schließlich hören wir hier ja die Happy-Version des Tracks. Den Vogel abgeschossen aber haben sie definitiv mit dem Video zu "Hardcore To Da Bone". In Anlehnung an den Titel sieht man einige Aufnahmen, die offensichtlich ein Dinosaurierskelett aus dem Naturkundemuseum zeigen! Als wäre das nicht genug, sieht man einen jungen holländischen Mann, der mit Knochen in seinen Händen herumwedelt und so tut, als würde er den im Song vorkommenden Rap zum Besten geben. Alles sehr peinlich. Am Video zu "Alles kapot" hab ich nichts auszusetzen, es ist im Wesentlichen eine 3-minütige Zusammenfassung von "13 Jaar Terreur" mit dem knallenden "Alles kapot" dazu. Fraglich nur, welcher TV-Sender das spielen soll.
Die DVD ist zwar hauptsächlich, aber eben nicht nur für Fans von Neophyte zu empfehlen. Wem es nichts ausmacht, als Nicht-Niederländer kaum etwas zu verstehen, wird sein Vergnügen mit dem Teil haben. Wer mit Neophyte noch nie etwas anfangen konnte, sollte auch jetzt die Finger davon lassen - die drei Rotterdamer machen keinen Hehl daraus, mit diesem Film "de eerste egotrip op DVD" abgeliefert zu haben.